Tennis Taktik
  Der Kick-Service
 

4. Teil: Der Kick-Service

Auch auf Sand wird der Service nach Ausführung (Slice, Flat, Twist, Slice-Twist) und Platzierung (Körper, Vorhand, Rückhand, lang, kurz) unterschieden. Stärker als etwa in der Halle entscheiden auf Sand auch exogene Einflüsse, taktische Aspekte, Spielstände, Eigenkönnen, Vorlieben und die individuelle Veranlagung. Während in der Halle sämtliche Variationen beliebig eingesetzt werden können, dominiert auf der Sandunterlage primär der Twist- oder Kick-Service.

Prozente statt Asse
Während gute Aufschläger in der Halle durchaus auf Asse und Winner ausgehen können, verfügen hervorragende Sandaufschläger über eine hohe Percentage beim ersten Service. Mischformen aus 1. und 2. Service, im Volksmund auch als forcierter 2. Service bekannt, machen durchaus Sinn. Technisch bauen die meisten erfolgreichen Sandplatzspieler (Nadal, Muster, Bruguera) ihr Spiel auf einem Kick-Service auf. Der hohe Absprung des mit viel Spin versehenen Balles beim Twist-Service beschert zwar wenig direkte Punkte, bringt den Spieler in der Regel aber in eine Vorteilposition nach der Spieleröffnung (Service). Je nach Spielveranlagung sollten die Chancen nach dem Aufschlag bei 60:40 bis 70:30 beim Aufschläger liegen. Taktik, Platzierung und Percentage ist gegenüber Härte und Aufschlagwinnern der Vorzug einzuräumen.


Dem Ballwurf
kommt beim Aufschlag auf Sand eine entscheidende Rolle zu. Das Aufwerfen (Begleiten) des Balles muss outdoor vermehrt geübt werden. Entgegen gängiger Mythen ist der Ballwurf beim Twist/Kick-Service nicht nach hinten links zu forcieren. Weniger geübte Spieler können den Ball zwar tendenziell etwas nach links werfen, gute Spieler werfen den Ball bei allen Servicevaria-tionen mehr oder weniger gleich auf. Ein gut geworfener Ball sollte je nach Aggressivität etwas links und zwingend vor dem Standbein aufprallen (Bild oben).


Der Platzierung
kommt beim Kick-Service eine zentrale Bedeutung zu. Da der Kick-Service von der Geschwindigkeit her nicht an einen Flat-Service heranreicht, muss die Gefährlichkeit des Services zum einen über die Rotation (Drall/Absprung), zum andern aber über die Platzierung erreicht werden. Grundsätzlich empfiehlt sich vor allem auf der Vorteil-Seite der Service gegen aussen, der den Gegner aus dem Platz treibt. Aber auch Service durch die Mitte ist häufig. Zu selten, wie überhaupt bei allen Service-Variationen, wird der Aufschlag auf den Körper trainiert. Zu selten werden auch verschiedene Servicelängen trainiert. Gerade beim Service gegen aussen sind kurze Aufschläge äusserst wirkungsvoll.


Die Service-Taktik
ist auf Sand wohl entscheidender als in der Halle, wo starke Aufschläger mit Flat-Services relativ einfach auf monotone Art und Weise zu Punkten kommen. Die Percentage sollte beim ersten Service bei über 70 Prozent liegen. Auch die Aufschlagposition ist weniger statisch als etwa in der Halle. Auf der Vorteilseite kann die Mittellinie durchaus bis zur Aussenlinie hin verlassen werden. Damit öffnet sich der Winkel für Services, die den Gegner extrem aus dem Platz treiben. Je nach Situation kann die Grundposition auch für verdeckte Services genutzt werden; also durch die Mitte statt extrem nach aussen zu servieren. Bei Nässe ist der Kick-Service relativ harmlos und Slice-Variationen sind denkbar.


Das Training
wird gerade im Bereich des Services immer wieder vernachlässigt. Das Servicetraining ist relativ monoton. Selbst Spielformen täuschen nicht darüber hinweg, dass letztlich immer das Gleiche trainiert werden muss. Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Servicetraining sind Rumpfstabilität und Schulterstabilität. Nebst visuellen Zielen können auch Spielformen das Training etwas auflockern. So können beispielsweise zwei Spieler den retournierenden Spieler beschäftigen. Der eine serviert von aussen mit Winkel, der andere durch die Mitte. Service/Return-Übungen sollten immer kombiniert werden. Ambitionierte Spieler sollten mindestens einen Viertel der Trainingszeit für den Service einplanen.


Der Griff:
Der gängigste Griff ist der Mittelgriff. Selten gibt es Spieler, die mit leichtem Rückhand- beziehungsweise Vorhandgriff servieren.


Vorbereitung:
Die Vorbereitung für den später folgenden Aufschlag ist bei jedem Spieler individuell. Sehr viele Spieler haben feste Rituale, die ihnen helfen, die Konzentration auch in engen Situationen zu finden.


Einleiten der kinematischen Kette:
Mit dem Ballwurf wird die kinematische Kette eingeleitet. Die Vorspannung wird aufgebaut. Der Oberkörper ist vorgespannt und vorgedreht, die Schultern bilden eine Schrägachse.


Abdrücken:
Die Hüfte und die rechte Schulter können voll eingesetzt werden. Die kinematische Kette beginnt zu wirken. Mit den Beinen wird ein starkes Abdrücken eingeleitet. Hierbei ist eine stabile Beinstellung oder eine Variante mit herangezogenem Bein denkbar.


Ellbogen:
Der Körper schraubt sich in die Höhe. Die rechte Hüfte setzt ein, der Ellbogen zeigt nach oben und leitet die Streckung des Schlagarms ein.


Schlagschulter:
Nun setzt die Schlagschulter voll ein. Der Ellbogen bringt den Schlagarm in die Streckung. Die eigentliche Wurfbewegung wird durchgeführt. Die Schlagbewegung erfolgt von hinten links nach oben rechts und ist verantwortlich für den Spin (Kick) des Balles.


Unterarmpronation:
Oberarmbeschleunigung, Ellbogenstreckung, Handgelenkseinsatz sowie Unterarmpronation (Bild) bringen die Energie schliesslich über den geschlagenen Ball.


Ausschwung:
Dem Landen auf dem linken Bein folgt ein split-stepp als Vorbereitung auf die nächste Aktion oder Reaktion. Der Schlagarm wird vor dem Körper verlangsamt und abgebremst.

 

 
 
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