Die Sportlerverletzungen
Sportverletzungen werden in Sportunfall und Sportschaden unterteilt. Ein Sportunfall liegt vor, wenn eine Verletzung plötzlich (akut) durch eine meist von außen wirkende Kraft verursacht wird. In der Liste der unfallträchtigen Sportarten rangiert Tennis auf einem der letzten Plätze. Mit der Ausweitung des Tennissports aber, sei es im Leistungs- oder im Breitensport, kommt es jedoch zum häufigeren Auftreten von Sportschäden. Hierunter werden Folgen von chronisch einwirkenden Fehl- oder Überbelastungen zusammengefasst. Der Beginn dieser Schäden ist schleichend, weshalb Vorbeugung eine wichtige Rolle spielt. Nachfolgend werden die häufigsten Sportverletzungen beschrieben und die wichtigsten "Erste-Hilfe-Maßnahmen" beschrieben:
A) Sportunfall (akute Verletzung)
1. Schürfwunde
Symptome: Die oberen Hautschichten sind abgescheuert. Die Wunde nässt stark, blutet aber kaum. Ursache: Typische Verletzung durch Entlangschleifen auf dem Tennissand / Hallenboden.
Therapie: Säuberung und Desinfektion der Wunde - mit Wasser und Desinfektionsmittel. Weiterspielen ist möglich. Größere Wunden verbinden. Später: Bei Schwellung, Eiterung und/oder Fieber hat sich die Wunde entzündet: Unbedingt einen Arzt aufsuchen!
2. Platzwunde
Symptome: Die Haut ist beschädigt, es blutet.
Ursache: Schnittverletzungen
Therapie: Verband anlegen - bei Verschmutzung Wunde auswaschen und evtl. desinfizieren. Wunde desinfizieren und sauber verbinden. Weiterspielen ist möglich, wenn die Blutung gestillt ist. Bei Wunden am Kopf sollte ein Arzt aufgesucht werden.
3. Muskelkater:
Symptome: Schmerz bei Bewegung, der einige Tage anhält und erst 1-2 Tage nach körperlich starker Belastung auftritt.
Ursache: Mikroverletzungen in der Muskulatur durch hohe oder ungewohnte Belastung.
Therapie: Leichtes Training steigert die Durchblutung und fördert so die Heilung. Die Zeit heilt hier alle Wunden.
4. Wadenkrämpfe:
Symptome: Ein ziehender Schmerz im Bein, der bis in die Zehenspitzen gehen kann. Auftreten unmöglich!
Ursache: Übermüdung, Stress, der den Körper mitsamt seinen Muskelfasern unter Strom und Anspannung hält. Verstärkt werden die Verspannungen bei einem Mangel an Magnesium. Von dem Mineralstoff geht beim Tenniseinsatz jede Menge verloren. Krämpfe treten in der Nackenpartie auf oder in der Waden- und Oberschenkelmuskulatur, weil durch Stress das Magnesium geradezu aufgefressen wird. Im Handumdrehen entstehen aus eigentlich nur unangenehmen Muskelverspannungen kaum auszuhaltende Schmerzattacken. Dabei handelt es sich um eine Verzahnung der kleinsten Muskelfasern - eigentlich völlig ungefährlich. Weitere Ursache der Muskelkrämpfe: Mangelnde Dehnung vor dem Spiel-Einsatz, Unterkühlung, ungenügende Flüssigkeitszufuhr bei Ausdauerbelastungen, Hitze oder Elektrolytmangel bei starkem Schwitzen.
Therapie: Wenn der Krampf erst einmal da ist müssen Sie sofort die betroffene Muskulatur dehnen. Dabei sollte der Dehnreiz zwischen 30 und 40 Sekunden gehalten werden. Außerdem sollten Sie das Wasser- und Elektrolytdefizit ausgleichen und als Regenerationsmaßnahme kurz und locker laufen sowie ein ausgiebiges Stretching folgen lassen. Sitzt der Krampf nur in den Füßen, können Sie durch zwei einfache Übungen Abhilfe schaffen:
1. Legen Sie ein dickes Gummiband um die großen Zehen. Ziehen Sie die Füße nun auseinander und halten Sie die Spannung für fünf Sekunden - zehnmal wiederholen!
2. Heben Sie mit dem Fuß ein Handtuch oder ein Hemd vom Boden auf. Entspannen Sie den Fuß wieder und wiederholen Sie die Übungen fünfmal.
3. Nehmen Sie nach den Dehnübungen eine Magnesium Kautablette ein. Der Mineralstoff setzt die übersteigerte Erregbarkeit von Nerven und Muskeln herab. Tennisspieler haben einen Magnesiumbedarf von rund 200 bis 300 Milligramm pro Tag. Dieser kann durch die Nahrung allein nicht gedeckt werden.
5. Muskelzerrung:
Symptome: Alle Bewegungen können noch ausgeführt werden, aber nur unter Schmerzen. Leichter Druck auf dem Muskel erzeugt ebenso Schmerzen.
Ursache: Bei unangepasster Belastung kann es vorkommen, dass sich einige Muskelpartien nicht mehr richtig entspannen.
Therapie: Kompressionsverband anlegen. Muskel ruhig stellen. Massage, Wärme- und Elektro-Behandlung fördern die Heilung. Ohne Behandlung kann sich eine Zerrung über einen langen Zeitraum hin ziehen. Weiterspielen ist möglich. Zur Vorbeugung sind Dehnungsübungen zu empfehlen.
6. Prellung / Verstauchung:
Symptome: Schwellungen und Schmerzen. Der Körperteil kann aber bewegt werden.
Ursache: Durch Schlag oder Sturz kann es zur Prellung der Muskulatur oder Verstauchung eines Gelenkes kommen. Auch hierbei reißen feine Strukturen in den betroffenen Regionen.
Therapie: Kühlung und evtl. Kompression der betreffenden Stelle. Bei stark beanspruchten Stellen (Knie, Oberschenkel, Schlagarm) sollte das Spiel abgebrochen werden. Bewegung hilft bei der Heilung. Training bis zur Schmerzgrenze ist möglich. Einreiben mit einer geeigneten Salbe kann Linderung verschaffen. Ein Arztbesuch ist nicht unbedingt nötig.
7. Muskelfaserriss:
Symptome: Schwer von einer Zerrung zu unterscheiden. Bei größeren Muskelfaserrissen sind leichte Ausbuchtungen im Muskel spürbar.
Ursache: Starke Schwellung eines Muskels durch Blutansammlung. Verursacht durch starken Schlag oder Sturz.
Therapie: Kompressionsverband, ruhig stellen und nicht weiter spielen! Unbedingt Arzt aufsuchen! Trainingspause einlegen. Muskelfaserrisse vernarben meist - es kann jedoch auch eine Operation nötig sein! Auch hier kann man durch Stretching vorbeugen.
8. Bänderverletzung
Symptome: Je stärker sie Schwellung, um so schlimmer ist die Verletzung. Eine genaue Diagnose kann nur ein Arzt stellen.
Ursache: Durch Überdehnung zerreißen feine Strukturen in den Bändern, die die Gelenke stabilisieren. Dabei unterscheidet man Bänderzerrung (verheilt vollständig), Bänderdehnung (führt zu Instabilität am betroffenen Gelenk) und Bänderriss (destabilisiert das Gelenk völlig - muß oft operativ repariert werden).
Therapie: Kühlung und Kompression um die Schwellung einzudämmen und die Schmerzen zu lindern. Ruhig stellen. Bei einer leichten Zerrung ist weiterspielen möglich. Bei schwereren Verletzungen ist eine Spielpause angesagt, die mehrere Wochen dauern kann.
9. Bruch
Symptome: Starke Schwellung und starke Schmerzen. Das Körperteil kann nicht bewegt werden. Die Stelle kann deformiert sein, sich in "unmögliche" Richtungen bewegen lassen oder knirschende Geräusche von sich geben.
Ursache: Ein Knochen ist gebrochen.
Therapie: Ruhig stellen. Keinesfalls weiterspielen! Arzt oder Krankenhaus zum Röntgen aufsuchen! Heilung ist nur durch Ruhigstellung möglich, meist durch Gipsverband.
B) Sportschaden (chronische Verletzung)
1. Tennisellbogen
Symptome: Schmerzen bei Rückhand und Aufschlag sowie beim Fingerbeugen (Bierglas heben)
Ursache: Falsche Technik, falsches Material, Überbelastung
Therapie: Ruhigstellung, Massage, Arzt aufsuchen, Ultraschall, Bandagen, Injektionen, Operation
2. Lendenwirbelsäule
Symptome: Schmerzen und Elastizitätsverlust bei Drehbewegungen (Bandscheiben) im Bereich der Lendenwirbelsäule; Endstadium ist die Versteifung des Bewegungssegmentes
Ursache: Anstieg des Körpergewichts, Massenverschiebung innerhalb der Bandscheibe, Reizung der Nervenwurzeln
Therapie: Gymnastik, Arzt aufsuchen
3. Tennisschulter
Symptome: Schmerzen im Schulterbereich, vor allem nachts, in Ruhigstellung und während der ersten Aufschläge
Ursache: mangelnde Vorbereitung der entsprechenden Bewegungen, falsche Technik sowie einmalige oder chronische Überbeanspruchung oder Fehlbelastung des Schultergelenks
Therapie: Spielpausen, gutes Aufwärmen, ggfls. Aufschlagverbot, Kälteanwendungen, Arzt aufsuchen
4. Achillodynie
Symptome: Druck-, Dehnungs- und Belastungsschmerz im Bereich der Achillessehne
Ursache: Über- oder Fehlbelastung, Knick- und Senkfuß, schlechtes Schuhwerk, Spiel auf Kunststoffböden
Therapie: Ruhigstellung da Vorstufe des Achillessehnenrisses, Einlagen, Vermeidung harter Böden, Arzt aufsuchen
Prävention von Akutverletzungen und Fehlbelastungsfolgen
Die wichtigste Prävention im Tennis besteht in der Beachtung folgender Punkte vor Training und Wettkampf:
· Aufwärmen (20% der Verletzungen bei Spielbeginn)
· Stretchen
· Anlegen von Tapeverbänden oder OSG-Orthesen bei bestehender Instabilität oder Schmerzen im OSG-, Achillessehnen- oder Wadenbereich
· Konsequente Glykogenregeneration, Training der Grundlagenausdauer, hierdurch auch Vermeidung der Aktivierung ungeeigneter Hilfsmuskulatur
· Vermeidung von Übertraining durch enge Wettkampffolge
· Konsequente Infekt- und Verletzungsausheilung
· Vermeidung eines falschen Griffdurchmessers; großer „sweet spot“; Darmbespannung
· Auswahl passender, ggf. im Fersen- und Vorfußbereich speziell gepufferter Schuhe.
· Bei Kindern und jugendlichen Spielern Vermeidung einseitiger Belastung, konsequente Beachtung eines umfangreichen Ausgleichstrainings, frühzeitige Einführung beidhändigen Spielens