Taktiktraining: Zu risikoreiche Spielweise
Welches Problem liegt vor?
Im modernen Tennis spricht man immer wieder vom aggressiven Grundlinienspiel und extrem schnellen Schlägen. Nur müssen diese Schläge, vor allem auf Sand, gut vorbereitet werden und in der richtigen Situation eingesetzt werden. Dies fällt besonders Jugendlichen und Nachwuchsspieler schwer. Die meisten Punkte im Spiel werden nicht durch direkte Punkte des Gegners erzielt, sondern durch vermeidbare Fehler ohne Bedrängnis. Die häufigsten Gründe sind die geringe Bereitschaft für lange Ballwechsel, Ungeduld und mangelnde taktische Kenntnisse. Auch technische und konditionelle Defizite können zu diesem Problem führen.
Welche Ziele können im Training gesetzt werden?
■ Verbesserung der taktische Kenntnisse über den Einsatz risikoreicher Schläge
■ Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit, d. h. erkennen wo der Gegner steht bzw. welche Wirkung der gegnerische Schlag hat
■ Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit, d. h. den richtigen Moment abwarten indem ein risikoreicher Schlag gespielt werden kann
■ Verbesserung der Vorbereitung der Ballwechsel
■ Vermeiden von unerzwungenen Fehlern
■ Es soll aggressiv aber nicht zu risikoreich gespielt werden
Wie kann trainiert werden?
Halboffene Situationen: Dies sind Trainingsformen mit Standardspielzügen innerhalb derer Teile der Spielform festgelegt sind, der Ausgang jedoch offen bleibt:
1.) Crossduell: Zwei Spieler spielen beide an der Grundlinie cross gegeneinander und dürfen erst den Ballwechsel longline eröffnen, wenn der Gegner einen langsamen oder kurzen Ball spielt, oder weit aus dem Feld getrieben wird.
2.) 3/4-Feld: Spieler 1 deckt das 3/4-Feld ab, spielt nur VH und versucht den Gegner durch geduldiges und geschicktes Spiel zu einem Fehler zu zwingen (Direkte Winner ergeben keine Punkte), Spieler 2 deckt das ganze Feld ab.
3.) Hosenträger: Spieler 1 spielt 2 Schläge cross, Spieler 2 spielt 2 Schläge longline, danach wird der Punkt frei ausgespielt, Spieler 1 versucht Spieler 2 bereits mit den ersten 2 Schlägen aus dem Feld zu treiben.
Offene Situationen: Dies sind Trainingsformen mit Standardsituationen für die nur der Rahmen festgelegt ist:
1.) Jeder Spieler muss den Ball 2 mal sicher durch die Mitte spielen, dann wird der Punkt frei ausgespielt
2.) Punkt frei ausspielen, alle Bälle werden über das erhöhte Netz gespielt
3.) Punkt frei ausspielen, jeder unerzwungene Fehler zählt doppelt
4.) Spieler A spielt nur sicher, Spieler B versucht durch geschickten Spielaufbau zum Punkt zu kommen
5.) Schwedenübung: Punkt frei ausspielen, wobei keine direkten Punkte erzielt werden dürfen-. Ein Punkt kann nur erzielt werden, wenn der Gegner zum Fehler gezwungen wird.
Tipps und Tricks
■ Ein schneller und aggressiver Schlag soll nicht zu nah an die Linie gespielt werden, sondern soll durch Öffnen des Feldes vorbereitet werden
■ Nahe an der Grundlinie stehen und die Bälle früh nehmen setzt den Gegner extrem unter Druck, es muss also nicht immer schnell gespielt werden
■ Lange Bälle mit viel Spin führen oft zu uneffektive Schlägen des Gegners, die attackiert werden können
■ Nicht das Schlagtempo, sondern die Vorbereitung ist das entscheidende
■ Höchste Konzentration, besonders bei den vermeintlich leichten punktbringenden Schlägen.